Wie das Netz der Hilfe funktioniert - Südkurier 10.01.2012
Die Babyklappe:
Am 21. April 2010 wurde die Singener Babyklappe im Gebäude des Deutschen Roten Kreuzes eröffnet. Als „letzten Notnagel für Mütter in verzweifelten Situationen“ will Landrat Frank Hämmerle die frisch installierte Babyklappe verstanden wissen. Im Landkreis Konstanz gibt es eine Reihe von Einrichtungen und Initiativen, so auch das „Babyforum“ des Kreisjugendamtes, die im Vorfeld greifen und den schlimmsten Fall zu verhindern versuchen. Ein eingebundenes Netzwerk besteht aus dem Betreiber (Verein Widmann hilft Kindern), den Betreuern (DRK Rettungsdienst GmbH), dem Amt für Gesundheit und Versorgung, der Kinder- und Jugendklinik Singen, dem Familiengericht Singen, der Stadt Singen (Ordnungsamt und Standesamtsaufsicht) sowie der Singener Polizei.
Der Ernstfall:
Für das Auffinden eines Babys regelt ein Ablaufplan das genaue Vorgehen. Das Kind gilt ab dem Zeitpunkt der Ablage in die Babyklappe vom Jugendamt als in Obhut genommen und es darf ohne Entscheidung des Jugendamtes an keine dritte Person herausgegeben werden. Wird ein Kind in die Klappe abgegeben, erfolgt ein Signal in der Rettungsleitstelle in Radolfzell. Die Rettungsleitstelle ruft sofort bei der neonatologischen Intensivstation der Kinder- und Jugendklinik Singen an und bringt das Baby in die Klinik, wo die Erstversorgung und die medizinische Betreuung stattfinden. Die Rettungsleitstelle informiert die Stadt Singen, die Kinderklinik informiert das Kreisjugendamt. Das Kreisjugendamt kümmert sich um die Vormundschaft und die Einleitung eines Adoptionsverfahrens. Sollte die leibliche Mutter binnen acht Wochen das Kind nicht zurückwollen, wird das erforderliche Verfahren beim Familiengericht eingeleitet.
Die Geschichte:
In Deutschland gibt es rund 100 Babyklappen. Die erste wurde 1990 in Hamburg installiert, in Baden-Württemberg 2001 in Karlsruhe. Bundesweit sind im Jahr 2008 insgesamt 143 Säuglinge in Klappen abgegeben worden. (sk)