Babys in Not: Rettung klappt ab Ostern - Südkurier 01.10.2009

 

Eine Babyklappe soll ab Ostern 2010 Menschenleben retten: In Singen wird kommendes Frühjahr eine solche Anlaufstelle für verzweifelte Mütter eingerichtet. Das steht nun nach längerer Planung und internen Rangeleien fest. Eine Privatinitiative macht sich für diese Babyklappe stark und sammelt im ganzen Bodenseeraum, im Hegau, Linzgau und darüber hinaus Unterstützung.
Singen – Ein so schrecklicher Fall wie Anfang des Jahres im Hegau soll sich nie mehr wiederholen: Ein neugeborenes Kind war in einer Plastiktüte bei einer Grillhütte nahe Engen-Anselfingen im Wald ausgesetzt worden, von einer unbekannten Mutter, die trotz aufwändiger Polizei-Recherche nie ausfindig gemacht werden konnte. Das Baby, ein Mädchen, wurde lebend im Wald abgelegt und starb dann an Unterkühlung. Die Menschen weit über den Hegau hinaus waren fassungslos. „Wir wollen ein Angebot bieten, für verzweifelte Mütter in der ganzen Region. Es soll bekannt werden, dass es in Singen eine Stelle gibt, an der Babys anonym und ohne rechtlichen Folgen für die Mutter abgegeben werden können“, erklärt Rudolf Babeck vom privaten Verein „Widmann hilft Kindern“ aus Singen. Er und weitere Mitstreiter machen sich seit Jahren dafür stark, dass so eine Babyklappe im Landkreis eingerichtet wird. Nun scheinen die letzten Hürden aus dem Weg geräumt. Die Klappe soll bei der Rot-Kreuz-Wache in Singen Platz finden, unweit des Singener Krankenhauses. Dort und auch auf Landkreisebene hatte es zunächst Vorbehalte gegen die Babyklappe gegeben. Statt gleich mit der letzten Not-Lösung für verzweifelte Mütter anzufangen, sollte lieber erst mehr Vorbeugung betrieben werden, hatte es geheißen. Nun klappt beides. Ein „Baby-Forum“ wurde auf Kreisebene eingerichtet, das Müttern im Vorfeld helfen soll. Und als letzte Lösung dann die Babyklappe in Singen. „Wir sind froh, dass nun beides funktioniert“, sagt Hermann Schmeißer aus Stockach, einer der Hauptaktiven in Sachen Babyklappe. Der Trägerverein hat bereits 22 000 Euro für das Projekt beisammen. Mit bis zu 500 kleinen Sparschweinen, die in der Region zwischen Singen, Tuttlingen, Meßkirch, Pfullendorf, Albstadt, Überlingen, Friedrichshafen, Radolfzell und Konstanz aufgestellt werden, sowie mit weiteren Extra-Aktionen soll das fehlende Geld aufgetrieben werden, hofft der Verein. „An Ostern möchten wir die Babyklappe eröffnen“, sagt Rudolf Babeck.